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1. Geschichte des deutschen Volkes - S. 508

1905 - Berlin : Vahlen
508 Die Arbeiten im Innern unter Kaiser Wilhelm I.. 796. richtsverfassung trat 1879 in Kraft, und im Reichsgericht zu Leipzig erhielt Deutschland einen gemeinsamen obersten Gerichtshof; nur an einem allge-meinen brgerlichen Gesetzbuch fr das Reich fehlte es noch; doch wurde an der Herstellung eines solchen schon eifrig gearbeitet. Dagegen wurden Schule und Kirche den Einzelstaaten berlassen, wenn auch namentlich fr die hheren Schulen eine gleichmigere Gestaltung der Unterrichtsziele und Unterrichtswege erstrebt und durch die Einsetzung der Reichsschulkommission angebahnt wurde. Die Verkehrsverhltnisse ganz einheitlich zu gestalten, gelang freilich nicht. Schon die Einheit der Post konnte, da Bayern und bis in die neueste Zeit auch Wrttemberg an ihrer Sonderstellung festhielten, nicht ganz durchgefhrt werden, und noch weniger geneigt erwiesen sich die Einzelstaaten dem Ge-danken, das gesamte Eisenbahnsystem Deutschlands zugunsten des Deutschen Reichs zu verstaatlichen. So mute sich der fhrende Staat Preußen zunchst darauf beschrnken, die Verstaatlichung in seinem eigenen Gebiete durchzufhren. Immerhin geschah doch auch im Post- und Eisen-bahnwesen vieles, was einheitlicheres Verfahren, schnelleres und sichereres Ineinandergreifen ermglichte. Groe Aufmerksamkeit wurde den Wasserwegen, besonders der Er-Weiterung des Kanalnetzes zugewendet. Die lange Zersplitterung Deutsch-lands noch mehr als seine geographische Gestaltung hatten einen gar hemmenden Einflu gebt. Gegen die Nachbarstaaten Frankreich und Rußland, in noch hherem Grade gegen England stand Deutschland hier sehr zurck. Es galt . B. dem industriellen Rheinlande die deutschen Hfen der Nordsee zu erschlieen (Dortmund-Ems-Kanal, vergl. S. 519, Anm.), es galt vor allem zwischen Nord- und Ostsee eine krzere, ge-fahrlose Verbindung zu schaffen. Kaiser Wilhelm I. hat 1887 noch selbst den Grundstein zum Nordostseekanal gelegt, der 1895 unter Kaiser Wilhelm Ii. vollendet worden ist und dazu hilft und Helsen wird, Deutschlands See-Handel und Seemacht immer mehr zu der gebhrenden Hhe zu heben. Um die nationale Arbeit, vor allem auch die Landwirtschaft zu schtzen, die unter der Einfuhr billigen Getreides aus Amerika, Rußland, Ungarn und Rumnien besonders schwer litt, entschlo sich Bismarck von der Frei-Handelspolitik zu einem gemigten Schutzzollsystem berzugehen. Trotz des schroffen Widerstandes der liberalen Parteien setzte er im Reichstag die Annahme eines Zolltarifs durch (1879), durch den die Einfuhr aus-lndischer Erzeugnisse, vor allem von Getreide und Eisen, zugunsten der einheimischen Landwirtschaft und Industrie erschwert wurde. Die Ertrge der Zlle sollten nach den gefaten Beschlssen wenigstens zum groen Teile dem Reiche zuflieen. Denn der Reichskanzler hatte bei der nderung seiner Wirtschaftspolitik auch den Zweck, dem Reiche, das bisher in seinen Finanzen fast ganz von den Einzelstaaten abhngig gewesen war, eigene Einnahmen in ausreichender Hhe zu verschaffen. Aber nur langsam kam er hier vorwrts. Die nationalgesinnten Reichstage der ersten Jahre hatten anderen Platz gemacht, in denen des Fraktionswesen und die Lust am Ver-neinen jedem Antrage der Reichsregierung entgegentrat. Das Tabakmonopol, das dem Reiche groe, dauernd wachsende Einnahmen gesichert htte, lehnte der Reichstag ab; erst der 1887 unter dem Drucke der Bedrohung der nationalen Einheit durch Frankreich und Rußland gewhlte Reichstag brachte der Regierung wieder eine sichere Mehrheit. Nicht blo die Ver-strkung des deutschen Heeres fand jetzt begeisterte Zustimmung: es gelang

2. Geschichte des deutschen Volkes - S. 282

1867 - Berlin : Vahlen
282 Der große Kurfürst. Die Schlacht von Fehrbellin. § 462—463. düng gewährte, aufgehoben, und diese seine andersgläubigen Unterthanen auf jede mögliche Weise gedrängt, um sie zur katholischen Kirche zurückzuführen; denn wie er nur einen Königswillen kannte, so erkannte er auch nur einen Glaubenin Frankreich an. Der große Kurfürst, der sich als den Beschützer aller Protestan- ten fühlte und auch in allen deutschen Ländern, wo man sie bedrückte, sich ihrer eifrig und wirksam annahm, öffnete den armen Flüchtigen, die ihren Gewerb- fleiß und ihre Geschicklichkeit mitbrachten, seine Länder. Schon darüber zürnte Ludwig; dann aber bot der Kurfürst dem Vetter seiner Frau, Wilhelm Iii. von Oranien (§ 438.), die Hand, um ihm den englischen Thron verschaffen zu helfen, von welchem jener, im Einverständniß mit dem großen Adel Englands, seinen Schwiegervater Jakob Ii. herabzustürzen sich anschickte. Ludwig Xiv., in dessen Sold und Abhängigkeit Jacob Ii. stand, erfuhr von diesen Verhand- lungen und faßte neuen Haß gegen Friedrich Wilhelm. Doch erlebte letzterer die Ausführung dieser Plane nicht mehr, aber hinterließ sie als erste Ausgabe seinem Sohne Friedrich Iii. § 463. So steht der große Kurfürst als der einzige, wahrhaft große Herrscher da, den Deutschland im 17. Jahrhundert hervorgebracht. Er hat dem so traurigen Westfälischen Frieden seine ersten Segnungen abgewonnen. Denn, indem derselbe Deutschlands Reichsform auflöste und aus den Fürsten souveräne Herren machte, hat Friedrich Wilhelm auch zuerst als solcher gehan- delt, aber im Sinne und zum Heile Deutschlands; er hat die neue Macht auf- gebaut, die au die Stelle des verfallenen Kaiserthums hinaufwachsen mußte. Bei seiner geringen Macht hat er durch Bündnisse, die er in und außer Deutsch- land schloß, das Uebergewicht eines Reiches in Europa zu hindern gewußt, besonders dem übermächtigen Ludwig Xiv. engegengearbeitet. Seine Pfade hat später der Oranier Wilhelm Iii. (§ 438.) mit größerer Macht und darum mit noch größerem Erfolge betreten. In den oft treulosen und gewaltthätigen Staatskünsten seiner Zeit wohl erfahren, hat er seinen Einfluß aufzubauen ver- standen, indem er nicht minder ein kühner Kriegsmann war; mit geringen Mitteln hat er einen großen Staat begründet? Aber die Heldengestalt des großen Kurfürsten verwandelt sich in die eines sorgenden Hausvaters, wenn wir seine innere Verwaltung betrachten. Weise und sparsam erhöhte er die Hilfs- quellen seines Landes, und obwohl er die Steuerkraft desselben stark anspannte, so wuchs doch der Wohlstand der Bevölkerung. Die Aufnahme der französischen Flüchtlinge, denen dann sein Sohn in Berlin eine eigene Colonie einräumte, hob die noch in der Kindheit liegende Industrie. Durch Straßen und Kanäle erleichterte und mehrte er den Verkehr. Sein Hauptwerk in dieser Beziehung ist der Friedrich-Wilhelms- oder Müllroser-Canal, der Oder und Spree und somit Oder und Elbe verband. Und dieser Mann, der das Größeste in seinem Geiste umfaßte, dessen Gesandte und dessen Hof bei feierlichen Gelegen- heiten der Sitte der Zeit gemäß in glänzenden! Prunk auftraten, war daheim einfach, schlicht bürgerlich und kindlich. Er hat in Potsdam selber die Karpfen- teiche gefischt, im Lustgarten von Berlin seine Tulpenzwiebeln begossen, den ersten Blumenkohl in den Marken gezogen, und die eingekauften Singvögel selbst vom Markte im Käfig nach Hause getragen. Als politischer Charakter nicht immer vorwurfsfrei (gleich Gustav Adolf), war er im häuslichen Leben voll tiefer, echter Frömmigkeit. In würdiger, liebevoller Weise stand ihm seine erste Ge- mahlin, Louise Henriette von Oranien, die Dichterin des frommen Liedes ■ „Jesus meine Zuversicht" zur Seite. Als er starb, hinterließ er in Nord- deutschland eine zwar noch nicht zusammenhängende, doch so bedeutende Staats- macht, daß ihr zum Königreiche nur noch der Name fehlte.

3. Geschichte des deutschen Volkes - S. 290

1867 - Berlin : Vahlen
290 l- u. 2. schlesische Krieg. Der östreichische Erbfolgekrieg. § 474—475. Ausschlag gab, als sein verbrieftes Recht. Einen Augenblick hatte er geschwankt, ob er nicht lieber seine Ansprüche aus Jülich und Berg geltend machen sollte; da er aber in dieser Frage Frankreich gegen sich hatte, wandte er sein Auge aus Schlesien. Und so ließ er sein Heer, daß er im Stillen bis aus 100,000 Mann gebracht hatte, plötzlich in Schlesien einrücken, um sich dieses Landes so- gleich als eines Pfandes für seine Ansprüche*) zu bemächtigen. 2. Der erste und zweite schlesische Krieg (1740—42. 1744—45.) Der östreichische Erbfolgekrieg (1740 — 1748). § 475. Schlesien, das ^Gebiet des Oderthales, wird im Südwesten durch den Kamm der Sudeten — der im Riesengebirge die höchsten Gipfel des deutschen Mittelgebirgs zeigt — von Böhmen und Mähren geschieden, während es im Osten an die weiten Ebenen Polens grenzt. Nur die Oder selbst leitet, ihren Strom aufwärts, zu Pässen, die in das östreichische Nachbarland führen. Der Gebirgsrücken an sich aber ist wenig unterbrochen, wird begleitet von kurzen, schroffen Thälern, hat wenig Pässe, und bildet eine scharfe Scheide gegen Böh- men. So weist schon die Natur das Land auf den preußischen Norden hin, wohin seine Wasserader deutet, während der Charakter der Bevölkerung in ver- ständiger, arbeitsamer, lebhafter und gutmüthiger Art, eine in einander über- gehende Mischung süddeutschen und norddeutschen Wesens bildet, wie ja auch die schlesische Colonisation fast gleichmäßig allen deutschen Stämmen angehört. — Der Süden des Landes, Oberschlesien, bis zum Einflüsse der Neiffe ab- wärts reichend, ist gebirgig, aber mit reichen mineralischen Schätzen (Steinkohlen, Eisen rc.) unter der Erde versehen; hier hat das deutsche Element nicht gänz- lich obgesiegt, sondern slavisches ist mit geblieben. In Mittel- und Unter- schlesien aber, d. i. in dem hügeligen Vorlande, das an das Riesengebirge nörd- lich sich lehnt (ein Land voll angenehmer Abwechselung) und in der fruchtbaren Ebene, die von Breslau bis Glogau und Sagan hinab die Oder und ihr Ge- biet zu beiden Seiten begleitet, haben die deutschen durch friedliche Ansiedlung, begünstigt von den deutschgesinnten, in viele kleine Fürstenzweige zerspaltenew piastischen Herrscherhause, seit dem 13. und 14. Jahrhundert das Ueber- gewicht erlangt. Herrliche Städte erblühten (§ 199.), besonders Breslau, bald Mittelpunkt des östlichen Handelns (§ 191.) Sitz eines reichen Erzbisthums (§ 294.), und fast Hauptstadt des vielgetheilten Landes. So ward Schlesien mit seiner deutschen Bevölkerung gleichsam wie ein Keil zwischen die slavischen Länder Böhmen und Polen, bis gegen das ebenfalls stammfremde Ungarn hin vorgeschoben. Aber durch diese gefahrvolle Lage war es auch ganz besonders ein Land des Duldens und Leidens geworden. Im 13. Jahrhundert hatten es die Mongolenschwärme (§ 174.), im 15. die Husfitenzüge (§ 235.) ver- wüstend heimgesucht. Seit König Johann und Kaiser Karl Iv. (§ 270 ff.) war es an Böhmen gekommen, galt aber von da an nur als Nebenland der böhmischen Krone, ging so an das Haus Habsburg über, und war gleich dem *) Dieselben beruhten in dem Vertrage von 1537 (§ 450.), der 1675 zur Geltung, hatte kommen müssen (§ 461); und lagen weiter begründet in der Rückgabe der Ent- schädigung und der Wahrung des ursprünglichen Rechtes, wie sie durch Friedrich Iii. geschehen (§ 464.), und von Friedrich Wilhelm I. aufrecht erhalten war. Auch die ge- rechten, wenngleich sehr veralteten Ansprüche seines Hauses auf Jägerndorf (§ 451.) machte er geltend.

4. Geschichte des deutschen Volkes - S. 294

1867 - Berlin : Vahlen
294 Friedrich's erste Friedenszeit. § 481—484. kriegen zu sehr in Anspruch genommen war, nicht gegründet und so die herr- lichen Küsten mit dem schönen Seehafen (der Knok) unbenutzt gelassen. § 482. Karl Vii. Albrecht war schon im Januar 1745 plötzlich ge- storben; sein Sohn, Maximilian Joseph, verzichtete nicht nur darauf, um die Kaiserkrone sich zu bewerben, sondern schloß auch mit Maria Theresia den Frie- den von Füssen 22. April 1745. So erhielt der Gemahl der Maria The- resia, Franz I. 1745 — 1765, die Kurstimmen, und die Kaiserin, wie sie nun betiteit war, hatte in Deutschland Friede. Zwar dauerte mit Frankreich der Krieg in den östrcichischen Niederlanden noch fort, und hier wandte der Mar- schall von Sachsen, ein unechter Sohn August's Ii. von Polen, das Kriegs- glück auf Seiten der Franzosen; die Oestreicher unterlagen bei Fontenay und fast die ganzen Niederlande wurden vom Feinde besetzt. Da aber auch Frank- reichs Geldmittel völlig erschöpft waren und erst jetzt recht eigentlich die schmach- volle Negierung Xv. in ihren Schwächen hervortrat, so ward zu Aachen 1748 ein für Maria Theresia im Ganzen günstiger Friede geschlossen. Frankreich gab alle seine Eroberungen in den Niederlanden aus. Dagegen ver- lor Oestreich in Italien (wo es gegen Spanien und Frankreich ebenfalls nicht glücklich gekämpft hatte) die Herzogthümer Parma und Piacenza, die es an einen Sohn des spanischen Philipp des V. abtrat. So war Maria Theresia aus diesem so bedrohlichen Kriege ehrenvoll hervorgegangen, nur Schlesien war ihr von Friedrich genommen — ein Verlust, den sie nicht verschmerzen konnte. 3. Friedrich's erste Friedenszeit. § 483. Schlesien, das auf diese Weise zu Preußen gekommen, umfaßte etwas über 600 ^M. und zählte etwa 1^ Million Einwohner.*) Friedrich Ii. wandte diesem fruchtbaren und schönen Lande, das aber durch Mißregierung tief verfallen war, seine besondere Sorgfalt zu. Bald hob sich der Ackerbau, es entstanden einzelne Fabriken, Webereien und Spinnereien, an denen jetzt Schle- sien so reich ist; die Bevölkerung, obwohl durch den Krieg vermindert und be- schädigt, mehrte sich rasch und überstieg schon nach zehn Jahren die frühere Höhe. Vor allem erfreute sich das Land endlich religiöser Duldung, und wäh- rend der Protestant unter der protestantischen Regierung fest und gesichert wohnte, hatte doch auch der Katholik nirgends über Beschränkung zu klagen; ja, als später (seit 1773) der Jesuitenorden aufgehoben und die Jesuiten überall ver- trieben wurden, duldete sie allein Friedrich in Schlesien, so ganz hatten sich die Verhältnisse umgcwandelt. § 484. Derselben Sorgfalt erfreuten sich alle andern Provinzen des großen Staates. Friedrich verwaltete sein Reich noch wie sein Vater es gethan, gleich- sam wie ein großes Gut, wo das Auge des Eigenthümers überall weilen, fein persönlicher Befehl überall hindringen muß. Es nützte ihm besonders, daß ihm der Staat in so vortrefflicher Verwaltung von seinem Vater überkommen war; er hatte vielfach nur die alte Ordnung aufrecht zu erhalten. Dazu dienten ihm besonders die Reisen, die er alljährlich durch alle Provinzen unternahm, theils um die Armee-Eorps, die in den einzelnen Provinzen lagen, zu inspiciren, theils um die bürgerliche (Civil-) Verwaltung zu überwachen. Der gefürchtete, scharfe Blick des Königs bemerkte dann auch den kleinsten Mißstand; Lob und Tadel •) Während es heute deren beinahe 5 zählt.

5. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 147

1875 - Berlin : Vahlen
— 147 — konnte, daß die Oesterreicher ihm nach Schlesien folgten, um, mit den Sachsen verbündet, dieses zurückzugewinnen. Da wendete die Schlacht von Hohenfriedberg, in welcher vor Allem die preu- 1745,4.3unl ßische Reiterei glänzte, Friedrichs Glück. Freilich konnte er sich in Böhmen, wohin er dem Feinde wieder folgte, nicht halten, sondern mußte im Herbst des Jahres durch die Schlacht von Soor sich den30. Sept. Weg nach Schlesien zurückbahnen. Wieder dachten die verbündeten Feinde, ihn durch einen Marsch von der Lausitz aus nach Berlin matt zu setzen. Aber Friedrich ging, trotzdem auch Rußland ihn mit seiner Feindschaft bedrohte, wenn er Sachsen beträte, in die Lausitz hinein, besiegte den Feind bei Katholisch-Hennersdorf, und dann, weiter ins Herz Sachsens vordringend, die Sachsen unter Rutowski durch den, aus der Magdeburger Gegend herangezogenen alten Dessauer bei Kesselsdorf, worauf bald der Frieden, über 15. Dec. welchen bereits unter Englands Vermittlung Verhandlungen eröffnet waren, zudresdeu zu Stande kam. Friedrich sagte seine25.Dec.1745 Stimme bei der Kaiserwahl dem Gemahle Marien Theresiens, Franz von Lothringen, zu, der als Franz Ii. regiert hat. 1745—1765 Der Kaiser Karl Vii. war nämlich im Frühling 1745 gestorben, und sein Sohn hatte sogleich mit Oesterreich den Frieden zu Füssen geschlossen. Marien Theresien blieb als einziger Gegner noch Frankreich, gegen dessen begabten Feldherrn, Moritz von Sachsen, die Oesterreicher in den Niederlanden zwar nicht glücklich kämpften, das sich aber ans Geldmangel doch endlich genöthigt sah, den Frieden von Aachen zu schließen, wodurch Maria Theresia nur 1748 geringe Gebiete in Italien an Frankreichs Verbündete, an Spanien und Sardinien, abtrat, sonst aber, nach achtjährigem Kriege, alle ihre Besitzungen gesichert sah. Nur an Preußen hatte sie Schlesien eingebüßt, ein Verlust, den sie nicht verschmerzen konnte. § 184. Erste Friedenszeit. Friedrich der Große hatte nach dem zweiten Schlesischen Kriege seine Hauptthätigkeit den Arbeiten des Friedens zugewandt. Er suchte besonders Schlesien wieder emporzubringen, das durch die Feldzüge schwer gelitten hatte, und es gelang ihm bald, dieses seiner Mehrheit nach protestantische Land fest an die Krone zu binden. Seine Städte blühten durch neu begründete industrielle Unternehmungen auf, und der Ackerbau hob sich wieder, neue Festungen wurden gegründet. Für sein ganzss Land entfaltete er eine gleiche Thätigkeit. Die strenge Eintheilnng des Tages, in welcher schon die frühesten Morgenstunden den Regierungsgeschäften gewidmet waren, die eben so strenge Eintheilung 10*

6. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 214

1915 - Berlin : Vahlen
214 Anhang. B. Gewerbe, Handel und Verkehr zur Zeit -er Naturalwirtschaft. 2. Handel. Tauschhandel. Getrieben 1. von den Nachbarn untereinander; 2. von fremden, herumziehenden Kaufleuten. 3. Verkehr. Bewegt sich zu Lande und zu Wasser für gewöhnlich in den engsten Grenzen. 1. Gewerbe. Zwei Entwickelungsstufen. 1. Derhausfleiß.d.i. die Arbeit in Zelt, Hütte, Haus für die eigene Familie. v 2. Die Lohnarbeit, d.i. die Arbeit im Haufe für andere, die die Rohstoffe zur Bearbeitung liefern und dafür eine andere Arbeit in ähnlicher Weise übernehmen oder andere Rohstoffe dafür zahlen. Ii. Die Geldwirtschaft. Das Geld. In Zeiten höherer wirtschaftlicher Entwickelung bedarf man eines allgemeinen Wertmessers, des Geldes, d.i. dessen, was gilt. Die Metalle: Eisen, Kupfer; die Edelmetalle: Silber, Gold. Barren — Münzen (d. h. unter staatlicher Gewähr für Gehalt und Gewicht ausgegebene Metallstücke). Währung: Silber-, Goldwährung (seit 1873 im Deutschen Reiche), Doppelwährung (Verhältnis von Silber zu Gold 1873 — 1:16, 1896 = 1 : 30, 1905 — 1:35), — die Scheidemünze. Kurant, d. H. Münzen mit Zwangskurs. Legierung + Feingehalt — Schrot, d.h. Gesamtgewicht (deutsche Goldstücke ^0^, d. H. 900 — Feingehalt, d.i. Korn, 1000 — Schrot). Schlagschatz — Herstellungskosten der Münzen. Geldwert in verschiedenen Zeiten sehr verschieden, Berechnung möglich nach dem Preise der unentbehrlichsten Lebensbedürfnisse. Preis — Kosten des Rohstoffs + Produktionskosten 4- Unternehmergewinn : a) freie Preisbildung (Angebot — Nachfrage); b) künstliche Preisregelung (z. B. durch Festsetzung von Höchstpreisen, durch Zölle, z. B. Schutz-, Prohibitivzölle). Papiergeld. Wert beruht auf der anerkannten Zahlungsfähigkeit des Ausgebers. — Staatspapiergeld, Banknoten, Wechsel, Scheck. Der Kredit (Nutzen — Gefahr). Mit der Entwickelung und Ausbreitung des Geldes gestaltet sich der Ackerbau um, treten Gewerbe und Industrie, Handel, Verkehr in den Vordergrund des wirtschaftlichen Lebens. Bemerkung: Im folgenden ist auf die Entwickelung der Staaten des Altertums in ihrem geldwirtschaftlichen Zeitalter, da sie, um von anderem zu schweigen, durch Festhalten an der Sklaverei völlig von der Entwickelung der christlichen Staaten geschieden sind, nur beim Verkehr Rücksicht genommen. Hauptsächlich ist unsere deutsche Entwickelung ins Auge gefaßt.

7. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 130

1915 - Berlin : Vahlen
130 Landwirtschaft u. Industrie. Finanzen, Rechtswesen. §§ 177.178. der erste Feldherr in Europa war, hatte er bewiesen; nun zeigte er, daß er auch als Staatsmann seine Zeitgenossen weit übertraf. 1. Preußen war vorwiegend Ackerbaustaat, und der Förderung der Landwirtschaft mußte also die Fürsorge des Königs vor allem gelten. Schon vor dem siebenjährigen Kriege hatte er den Oderbruch entwässert und Tausenden von Familien Ackerland und Wohnsitze verschafft; noch umfassender sorgte er nach dem Kriege für das Netze- und Warthegebiet. Wie er dem hart von der Kriegsnot getroffenen Adel Arbeitspferde und Saatkorn schenkte, so trat er für die noch immer erbuntertänigen Bauern mit derselben Freigebigkeit ein und bot alles auf, ihre Lage zu erleichtern, ihre Hofdienste einzuschränken und ihren Wohlstand zu heben. 2. Der noch schwachen Industrie des Landes suchte der König durch starke Zölle auf fremde Waren wenigstens den heimischen Markt zu sichern. Wo er konnte, regte er zu neuen Industriezweigen an, förderte den Seidenbau und die Seidenmanufaktur, die Tuch- und Porzellan-fabrikation, kurzum jede Handfertigkeit; auch besserte er die Landstraßen und schuf neue Wasserwege: der Finowkanal, der Plauesche und der Bromberger Kanal sind sein Werk. So hob sich der Handel, ohne den die Industrie nicht gedeihen kann. § 178. Friedrichs des Großen Verdienste um die Hebung des Staates. B. Finanzen, Rechts- und Schulwesen, l. Die Akzise, diese „Goldgrube", die der Große Kurfürst für sein Land entdeckt hatte (§ 151), wurde zugunsten der ärmeren Bevölkerung nach dem Grundsatz umgestaltet, daß Luxusgegenstände möglichst hoch besteuert werden, unentbehrliche Lebensmittel (so vor allem Getreide und Schweinefleisch, „die gewöhnliche Nahrung der Armen") unbesteuert bleiben sollten. Zu dem schon bestehenden Salzmonopol kam nun das Tabaks- und Kaffeemonopol, d. H. dem Staate allein wurde das Recht zuerkannt, den Verkauf von Tabak und Kaffee — natürlich mit bedeutendem Gewinn — zu übernehmen; auch diese Monopole waren also eine Steuerquelle. Ferner richtete der König die sogenannte Regie ein, d. h. eine vom Generaldirektorium (§ 163) losgelöste, selbständige Verwaltung aller indirekten Steuern, die aber wegen mancher kleinlicher und drückender Maßregeln und auch deswegen, weil ihre höheren Beamten zum Teil Franzosen waren, beim Volke auf großen Haß stieß und bitter verspottet wurde. Überhaupt waren die Reformen im Steuerwesen sehr unbeliebt, und doch haben sie dem Lande gute Dienste getan; sie haben dem König die Mittel zu seiner großartigen Tätigkeit zum Wohle Preußens gegeben. 2. Die Vereinfachung der Rechtspflege, die sein Vater begonnen hatte (§ 163), förderte er nachdrücklich. Gleich nach dem zweiten schlesischen Kriege wurde in dem Codex Fridericianus eine neue Gerichtsordnung für Preußen geschaffen; das Gefühl, in einem Rechtsstaate zu wohnen, wurde lebendig auch in dem ärmsten Untertanen. In den letzten Jahren

8. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 213

1915 - Berlin : Vahlen
Anhang. Mbersichte« zur Wirtschaftsgefellschafts- und Staatskunde. 1. Zur Mrtschaftskunde. Vorbemerkung. Das Tier. Voraussetzung: Seine Bedürfnisse durch die Natur in enge unveränderliche Grenzen gebannt. Folge: Das Tier bleibt im wesentlichen, wie es war. Der Mensch. Voraussetzung: Seine Bedürfnisse unendlich steigerungsfähig und fortgesetzt gesteigert. Folge: Der Mensch in beständigem Fortschreiten begriffen. 2. 3. 4. I. Die Naturalwirtschaft. A. Die vier W irisch abstufen. Die paradiesische Stufe: Die Natur gewährt dem Menschen, was er braucht, ohne sein Zutun. Die Stufe der Jäger- und Fischervölker: Der Mensch erlangt, was er braucht, durch Kampf mit der Natur und den Geschöpfen. Die Stufe der Hirten- oder Nomadenvölker. Der Mensch gewinnt, was er braucht, durch Zähmung und Züchtung der Tiere, also durch Arbeit. Die Herden sind sein Eigentum, sein Kapital, sein Vermögen. Die Stufe der ackerbautreibenden Völker: Der Mensch gewinnt durch Arbeit am Grund und Boden einen Teil seiner Nahrunq wird seßhaft, baut feste Wohnsitze. Unterstufen: a) Der Boden ist Gemeingut (Allmende). b) Die Allmende wird teilweise aufgeteilt: Entstehung des Sondereigentums, e) Die Allmende wird vollständig aufgeteilt: der Nahrungsspielraum versagt, d) Schaffung neuen Ackers durch Kolonisation: oc) innere Kolonisation (Rodung, Entmoo-rung). ß) äußere Kolonisation (Auswanderung).

9. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 215

1915 - Berlin : Vahlen
Anhang. 215 A. B. Ackerbau. j 1. Gewerbe | 2. Handel. ; und Industrie. Die seit Entstehung des Sondereigentums entwickelte Dreifelderwirtschaft (Wintersaat, Sommersaat, Brache) bleibt die herrschende. Fortschreitende Teilungderhufe, Entstehung und Anwachsen der Großgüter. i Auf die beiden i Stufen der Zeit I der Natural-j wirtschaft folgen als weitere Stufen: ! 3. das Handwerk, | d. h. die Arbeit im Hause aus I Rohstoff, den der Handwerker kauft | und verarbeitet zum unmittelbaren Verkauf an | den Verbraucher j ! (Konsumenten) j [Seit der Gilden j I und Zünfte im 13.-16. Ssthrh.]. 4. Die Manufaktur. Zwischen den Handwerker und den Verbraucher tritt der Unternehmer,der entweder nur den Vertrieb der Waren an den Ver- Der Handel auf Märkten und Messen. Die Städte mit ihrem Stapelrecht, ihrem Straßenzwang, ihren Bündnissen (Hanse), ihren Kontoren in der Fremde (Stalhof zu London; Wisby, Brügge, Nowgorod, Bergen) [13.-16. Ssthr-hundert]. Das Merkantilsystem (Eolbert+1683): Möglichste Steigerung der Ausfuhr der Waren. Verbot der Einfuhr aus anderen Sandern, vor allem fremder 3. Verkehr. Im Altertum (vor Christi Geburt): a. | b. zu Lande zu Wasser Karawanen- hauptsächlich roege, | Ruderschiff-Kunst- j fahrt (doch straßen mit Benut-(persische, jung von römische), j Segeln) auf Flüssen und dem _________I Mittelmeer. Ausdehnung: Mittelmeergebiet und Vorderasien. Zm Mittelal ter (-15. Jahrh.) a. b. Zn den Die Fluß-Land- straßen straßen besser aus-kaum ein genutzt. Fortschritt. Segelschiff-Kunstlose fahrt(neben Verbin- der Ruderdungswege schiff ahrt) zwischenden auf den Verkehrs- Meeren, punkten, j Ausdehnung: Das Gebiet der Nord-und Ostsee und der atlantischen Küste Europas tritt hinzu zum Verkehrsgebiete des Altertums. In der Neuzeit (—1800): a. Die Verbesserung und Mehrung der Landstraßen bleibt gering auch b. Der Kompaß. Die Entdeckungsfahrten auf allen Weltmeeren.
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